Lise erinnert an den 9. November und Sophie Scholl

Zum dritten Mal ließen wir den 9. November nicht verstreichen, ohne an seine Bedeutung für die Deutsche Geschichte zu erinnern. Ohne den Mauerfall im Jahr 1989 wäre das Land, in dem wir heute leben, nicht dasselbe. Und ohne Erinnerung an die Novemberpogrome 1938, mit denen die systematische Verfolgung und Ermordung von Juden durch die Nationalsozialisten ihren Anfang nahmen, kann man der Deutschen Geschichte nicht gerecht werden. Die Bibliothek bot dieses Jahr Bilder und Hintergrundinformationen von diesen und weiteren Ereignissen, die am 9. November stattfanden und die Geschichte prägten. 

Höhepunkt des Tages war aber an diesem 9. November die Veranstaltung mit der Journalistin und Historikerin Maren Gottschalk, die etwa 60 Schüler*innen unterschiedlicher Stufen und Klassen die als Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus bekannte Sophie Scholl nähergebracht hat. 
In ihrem 90-minütigen Vortrag und Gespräch mit den Schüler*innen erklärte die Leverkusener Autorin genau, wie sie bei ihrer Arbeit an Büchern zu historischen Persönlichkeiten vorging. Ihre Untersuchungsfrage, wie aus Sophie Scholl, die zu Beginn noch mit dem NS-System sympathisierte, eine Widerstandskämpferin geworden ist, fanden auch die Schüler*innen spannend. Und so verfolgten sie ihren Werdegang von der Gruppenführerin im BDM zu der Oppositionellen, die im Lichthof der Münchener Universität dem VI. Flugblatt der Weißen Rose den letzten Stups gegeben hatte, wie es Maren Gottschalk in spannender Erzählung und bildlicher Begleitung darbot. 

Dabei versetzten sich die Schüler*innen auch in Sophies Zeit und werteten Zitate von ihr sowie Familienanekdoten über sie aus, um ihrem Charakter näher zu kommen. Dass dies geglückt war, merkte man am Schluss, als es um das Todesurteil ging, das ihr Freund Fritz Hartnagel noch versucht hatte aufzuschieben, als es schon vollstreckt war. Die Erklärung, dass Sophie und Fritz wahrscheinlich auch nicht geheiratet hätten, wenn Sophie am Leben geblieben wäre, sorgte für Verwunderung und ließ weitere Fragen nach dem Schicksal von Fritz auftauchen. Dass dieser am Ende Sophies Schwester heiratete und mit ihr vier Kinder hatte, bewirkte ein regelrechtes Raunen im Publikum, was spüren ließ, wie nah die Schüler*innen Sophie Scholl in diesen 90 Minuten gekommen waren.
Für die Botschaft von Maren Gottschalk, was wir von Sophie Scholl heute noch mitnehmen können, waren sie nun so offen wie wohl in keiner normalen Unterrichtsstunde: Unsere Freiheit und Demokratie als ein hohes Gut zu erkennen und sich einzumischen, wenn es um ihren Schutz geht.

Einen Ausklang fand dieser besondere Tag in der Mittagspause, in der das Modul „Schule ohne Rassismus“ und weitere Interessierte aus Schülerschaft und Lehrerkollegium in der Bibliothek zusammenkamen. Alle stöberten am für diesen Tag zusammengestellten Büchertisch und wurden auf die ausgelegten Flugblätter der Weißen Rose aufmerksam. Frau Germer stellte das Buch „Heul doch nicht, du lebst ja noch“, das in der Nachkriegsgeschichte spielt, vor, Hiba aus der 6b las aus dem bebilderten Buch „Nicky und Vera“, wie ein Engländer über Jahre hunderte Kinder aus Prag vor der Deportation bewahrte. Zum Ende lasen Schüler*innen Zitate von Sophie Scholl und versuchten im Gespräch sie zu verstehen und zu ihrem eigenen Leben und Wirken in Beziehung zu setzen.

Ein Dank gilt allen Beteiligten, insbesondere Maren Gottschalk, für diesen gelungenen und für die historische und politische Bildung unserer Schüler*innen wichtigen Tag! (HEI)