9. November 2023: Lise erinnert…
Wie erinnern wir uns an die Ursprünge unserer Demokratie? Wie denken wir daran, dass sie nicht selbstverständlich ist und wir für sie und ihre Werte immer wieder eintreten müssen? Wie gedenken wir der Menschen, die unsagbares Leid erfahren haben durch die Verbrechen der Shoah, die mit den Novemberpogromen 1938 in Deutschland ihren Anfang nahmen?
Der 9. November ist ein Datum, das uns dieses Erinnern und Gedenken ermöglicht, wenn wir uns mit den Ereignissen, die an diesem Tag in der deutschen Geschichte passiert sind, beschäftigen. Dazu lud die Bibliothek schon seit Anfang November mit einem Büchertisch und weiteren medialen Möglichkeiten ein sich zu informieren, was in den Jahren 1918, 1923, 1938 und 1989 in der deutschen Geschichte passiert ist. Denn vor dem Erinnern kommt das Wissen, vor dem Gedenken das Verstehen.
Am 09.11. trafen sich auch in diesem Jahr wieder engagierte Schüler:innen unterschiedlicher Jahrgangsstufen zu unserem Format „Lise erinnert“ in der Bibliothek, um selbst ausgewählte und teils selbst geschriebene Texte zum Thema zu lesen und damit ein Zeichen für Menschlichkeit und gegen Hass und Ausgrenzung zu setzen.
Die geplanten Beiträge waren zahlreicher als sie in eine Mittagspause passten. Eine Zeitungsschau zum Beginn der Demokratie in Deutschland 1918 von Semih aus der 9c bot den Auftakt. Es folgten Beiträge von Valentina, Chioma und Maia aus der 10c, die allen Anwesenden halfen zu verstehen, was Erinnerungskultur eigentlich ganz allgemein heißt und wie man die Emotionen in Worte fassen kann, wenn es um das Gedenken an die Verbrechen des Holocaust geht.
Dann gab es Lesungen aus Anne Franks Tagebuch von Sophia aus der 5a, aus „Adressat unbekannt“ von Tara aus der 9b sowie dem „Trafikanten“ von Jennifer aus der 10c, die näher brachten, was staatlich geschürter antisemitischer Hass mit Menschen 1938 und in den folgenden Jahren nationalsozialistischer Gewaltherrschaft machte.
Zwischen den Beiträgen bereicherte ein extra gegründetes Klezmer-Ensemble bestehend aus Emily (9a), Runa, Chioma und Jannik (10c) mit ihrem Lehrer Herrn Thul die Veranstaltung und bot den Zuhörer:innen die Möglichkeit, über das Gehörte nachzudenken.
Leider neigte sich diese Mittagspause zu schnell dem Ende und so mussten die Lesungen aus „Unter der Drachenwand“ und der von Rayane aus der 9d vorbereitete Beitrag zu Dr. Leo Rosenthal, einem Leverkusener Chemiker, der am 9. November 1938 von Nazis verschleppt und so gequält worden war, dass er in Haft zu Tode kam, auf eine kleinere Runde verschoben werden.
All diese vorbereiteten Beiträge haben gezeigt, wie Schüler:innen am Lise bereit sind sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen, um zu verstehen, zu gedenken, das „Nie wieder!“ für sich begreifbarer zu machen und so lebendig zu halten. Passend dazu endete die Veranstaltung mit dem Lied „Shalom Chaverim“. Wir hoffen sehr, dass die musikalische Begleitung, die einen nicht ersetzbaren emotionalen Zugang zu dem schwierigen Thema bot, auch zur Tradition wird, genauso wie die Veranstaltung „Lise erinnert…“ selbst.
Ein großer Dank an alle, die sich in diesem Jahr engagiert haben! (HEI, SLE)